Verfahrensinformationen für die Praxis
Die Prinzipien der Dämmschichttrocknung:
Beim Überdruck-Verfahren wird trockene erwärmte Luft durch spezielle Öffnungen in die Dämmschicht eingeflutet.
Im Verlauf der Durchflutphase reichert sich die trockene Luft mit der Feuchtigkeit aus dem Schichtaufbau an, entweicht über die Randfuge oder andere Entlastungsöffnungen in den Raum und wird mittels aufgestellter Entfeuchtungsaggregate wieder getrocknet.
Durch diesen Kreislauf wird eine Austrocknung bis zur materialspezifischen Ausgleichsfeuchte erreicht.
Beim Unterdruck-Verfahren wird der ganze Vorgang umgekehrt. Mit Vakuumturbinen wird die feuchte Luft aus der Dämmschicht herausgezogen.
Im Dämmschichtbereich entsteht auf diese Weise ein Vakuum, welches sich aufgrund nachziehender, mittels Entfeuchtungsgeräten getrockneter Raumluft durch die geöffneten Randfugen andere Entlastungsöffnungen wieder ausgleicht.
Vor- und Nachteile der Verfahren im Vergleich | Überdruck | Unterdruck |
---|---|---|
Gefahr der unkontrollierten Ausbreitung von Wasser in nicht betroffene Zonen | ja | nein |
Potenzielle Inventarschäden und Raumklimaverschlechterung in angrenzenden Bereichen | ja | nein |
Eingepresste Feuchtigkeit in Rand-/Eckbereiche kann zu Verlängerung der Trocknungszeiten führen | ja | nein |
Flächenleistung bei identischem Maschineneinsatz | 100 % | 80 % |
Generelle Dauer der Austrocknung in Relation | normal | schneller |
mineralienbedingte Ausblühungen in Natursteinböden aufgrund Kapillardruck möglich | ja | nein |
Wölbungsschäden bei Bitumen-Estrichböden möglich | ja | nein |
Schutz vor Atemluftkotaminierung durch Sporen, Allergene oder krebsverdächtige Mikrofasern möglich | nein | ja |
Anzahl der notwendigen Bohrungen für Lufteinflut-/Ausflutöffnungen | mehr | weniger |
Einsatzmöglichkeit in hygienesensiblen Bereichen wie Krankenhäusern, Altenheimen, Schulen, Kindergärten etc. | verboten* | ja |
* siehe „Wichtige Sanierungsvorschriften…“ |
Überdruck ist nicht gleich Unterdruck!
Um ein bestimmtes Luftvolumen, beispielsweise 100 m³ bei einem Gegendruck von 100 mbar (z. B. Styropor™, Mineralwolle) anzusaugen, benötigt man ca. 20 % mehr Energie, als das gleiche Luftvolumen bei identischem Gegendruck (100 mbar) in die Dämmschicht einzufluten. Bei einem Gegendruck von 150 mbar (z. B. Perlite) erhöht sich die Differenz auf 30 %.
Oder anders ausgedrückt: Ein Dämmschichttrocknungs-Aggregat kann im Überdruckverfahren ca. 20 bis 30 % mehr Luftvolumen in die Dämmschicht einfluten, als dieser beim Unterdruckverfahren bei gleicher Konstellation heraussaugen würde!
Wichtige Hinweise zum Unterdruckverfahren:
Bei diesem Verfahren ist der Einsatz eines Filtersystems notwendig, damit u.a. kein Wasser oder Feststoffe in den Verdichter gelangen können. Dieses würde zur Verstopfung der Turbine und somit zur Zerstörung des Gerätes führen.